Mit der Bahn ist Prag in passabler Zeit zu erreichen, und eines vorweg: Prag ist wunderschön.
Jedoch: kommt man an, stolpert der Reisende noch im Prager Bahnhof über den Anfang eines Zitates, welches Woodrow Wilson zugeschrieben ist:
"Die Welt muß sicher gemacht werden für die Demokratie";
(ihr Friede muß aufgebaut werden auf den erprobten Grundlagen politischer Freiheit.)
1917, nachdem dieser Spruch in den Häusern des US-Kongresses gefallen war, traten die Vereinigten Staaten von Amerika in den 1. Weltkrieg ein.
Altstädter Ring, Karlsbrücke und die Trdelníks
Der Altstädter Ring, auf dem sich auch der Prager Meridian befindet - dieser ist leider nicht abgelichtet - beherbergt das alte Rathaus, dessen Fassade eine interessante astronomische Uhr bekleidet. Zur vollen Stunde bietet sich hier jeweils ein kleines Schauspiel mit Figuren, welche hinter Türchen aus der Fassade hervorkommen.
Es ist voll mit Touristen. Auf dem Weg kommt man an einem ehemaligen Wohnhaus von Johannes Kepler vorbei.
Über die Moldau hinweg
Der wandernde Fotograf stellt fest, dass Denkmäler von hinten zum Teil auch nicht schlecht aussehen. Hier steht Kaiser Karl IV, der Patron und Namensgeber der Karlsbrücke, welche die Moldau überspannt und wacht über die zumeist flanierenden Passanten.
Als Fastfood-Frühstück gibts einen dieser herrlichen Trdelníks, gefüllt mit Vanillecreme und behaubt mit Schlagobers. Und Erdbeere. Während der Reisende das Gebäck verschlingt, genießt er zugleich die kalte und klare Prager Spätwinterluft.
Man geht bergauf, passiert die Gegend um die Burg und besucht zuerste einmal das Strahov-Kloster. Die Bibliothek dort hat einige interessante Exponate, die sich viele neugierige Touristen aus aller Herren Länder ansehen und man darf hier auch fotografieren.
Wieder draussen, geht es eine Anhöhe hinauf zu einem Aussichtsturm, der wie der Eiffelturm aussieht, von dem aus sich die Stadt fotografieren läßt. Dahinter jedoch befindet sich nicht nur eine Standseilbahn, sondern auch das Štefánik-Observatorium mit zugehörigem Denkmal.
Die Pražský hrad
Die Burg ist beeindruckend. Hier sieht man, vom Aussichtsturm Petřín aus gesehen, die Prager Burg mit dem Veitsdom in der Mitte.
In der Burg angekommen, also nicht nur im Innenhof, sondern auch in den Räumlichkeiten, dort findet man bald das bekannte Fenster, also dieses Fenster, das mit den Stürzen.
Franz Kafka wohnte einmal im Goldenen Gässchen. Dort befinden sich mehrere Räumlichkeiten, die neben diversen mittelalterlichen Ausstellungen auch eine kleine Buchhandlung beherbergen. Man schnappt sich natürlich ein Buch, selbstverständlich Kafka, was die Verkäuferin zu freuen scheint.
Ein Blick in die Goldene Gasse ...
... und auf ein Hufeisen in der Türschwelle in einem der Räume.
Der Veitsdom
In der Prager Burg ist der Veitsdom, dessen Südturm bestiegen werden kann ...
... in der Kirche selbst befinden sich unter anderem ein Rosettenfenster ...
... und das Sammelgrab der Kaiser Ferdinand I, Maximilian II und Kaserin Anna.
Später, in der Nacht, ein kurzer Blick zurück.
Altneu-Synagoge und jüdischer Friedhof
Während man also nicht zum Buch über den Prager Golem gegriffen hat, nimmt der Reisende die Möglichkeit war und läßt sich durch eine Synagoge führen. Die Altneu-Synagoge ist sehr alt, gotisch, wurde von christlichen Baumeistern für die jüdische Gemeinde errichtet und ist bis heute als religöse Stätte in Betrieb.
Beim Schreiben erinnert man sich an eine Geschichte in den Schweizer Alpen, wo eine ältere Dame nach einem Weg gefragt hatte. Man erklärte sich damals recht hektisch mit Wiener Akzent, die Frau schwieg kurz, fixierte den Blick, sprach: "Wir sind hier alle nur Gäste"; sie drehte sich um und ging des Weges.
Zurück zur Synagoge. Was auffällt, ist das Fehlen jeglicher Bildnisse an den Wänden, stattdessen gibt es hebräische Inschriften und Bibelverse.
Nach dem Verlassen der Synagoge geht man in Richtung des alten Friedhofes, wo ein Memorial an die Shoah erinnert. Diese - von der Ferne her betrachtet - Schraffuren an den Wänden sind alles Namen.
Nach dieser dunklen Erfahrung geht es zum alten jüdischen Friedhof von Prag.
Kurz vor der Abfahrt zurück nach Wien erhascht man noch einen Blick auf das Grab des in der jüdischen Gemeinde sehr geschätzten Rabbi Löw.
"Asche zu Asche, Staub zu Staub", heißt es. Der Schreibende versucht sich an ein zuvor gelesenes Buch eines zeitgenössischen holländischen Autors zu erinnern, es ging da um die Prozedur, eine Art von Menschwerdung sozusagen, die Genesis dieses Romans bei ebendiesem Rabbi liegend.