Es herbstelt, und der Reisende im eigenen Land unterliegt dem Wunsch, endlich einmal eine Ausstellung im Belvedere zu besuchen.
Man erfährt, dass der ursprüngliche Eingang des Oberen Belvedere eigentlich die im Bild dargestellte Front gewesen sei und Prinz Eugen hier die Droschken seiner Gäste auffahren ließ, um sie dann in seinen repräsentativen Räumlichkeiten zu empfangen.
Bald gelangt man, als eine Art touristischer "Primus inter Pares", in den Marmorsaal ...
... wo eine in den Boden eingelassene Tafel an den Staatsvertrag erinnert. Man erinnert sich sogleich an das Denkmal am Flugplatz Vöslau und zieht eine geistige Verbindung zu diesen beiden geschichtsträchtigen Orten.
Ein Fall von früher
Vor vielen Jahren einmal, im Rahmen einer kleinen, aber feinen, Weiterbildung, erlernte der Reisende, dass in den alten österreichischen Reisepässen der Wortlaut "Personsbeschreibung" bewußt so gewählt war, obwohl falsch. Ein Indiz für einen gefälschten Pass war dadurch im eigentlich korrekten Wort "Personenbeschreibung" zu finden. Und tatsächlich existierten solche falschen Pässe mit richtigem Wortlaut.
Jedoch macht man sich heute über solch Zufälle keine Gedanken und schreitet an der Messingplatte vorbei zum Fenster.
Beim Blick hinaus wird man über einen gewissen Bernardo Canaletto aufgeklärt ...
... welcher mehr oder weniger an gleicher Stelle derartige Perspektiven zu Papier gebracht hat. In diesem Fall wäre die Flucht jedoch ein Stückchen weiter links gewesen.
Gegenständlicher Blick oben ist jedoch derselbe, den auch der Staatskanzler Figl an jenem historischen Tag gehabt haben muß, als er im Namen der Verhandler die Unabhängigkeit Österreichs verkündete.
Beisinnen
Es beginnt die Ausstellung, ins Auge fallen gleich einmal die fünf Sinne.
Von links nach rechts: Gehör, Gefühl, Gesicht (sehen), Geschmack und Geruch. Erfreut, mittels dieser schönen Nymphen Verwendung zu erfahren, kommt man an den Bildern von Claude Monet nicht vorbei.
Dieses Bild trägt den Titel "Eine Allee in Monets Garten in Giverny (1902)". Die Punktierungen mit Ölfarbe erinnern den unbedarften Betrachter an den Malstil des Pointilismus, jedoch wird ihm, bei der Recherche später, klar, dass Monet nicht unbedingt als ein Vertreter dieser Kunstgattung erwähnt wird. Van Gogh, danebenhängend, hier nicht abgebildet, gehört jedoch dazu.
Es geht weiter mit einem Blick auf Klimt ...
... und einem sehr kurzen Blick in die Schlosskapelle.
Man erfährt, dass Egon Schiele unter Depressionen litt, das spiegelte sich auch zunehmend in seiner Malerei wieder.
Das hier abgebildete Werk trägt den Titel "Eduard Kosmack (1910)".
His Name Is Napoleon Solo
Bonaparte darf also auch nicht fehlen (vermutlich wegen Aspern, Metternich, 1814 und ähnlichem). Es wird erlernt, dass sich dieser Feldherr, ein Korse, der in Frankreich groß geworden war, mit einem Pferd bei einer Alpenquerung abbilden ließ, was unter damaligen Umständen nicht ganz den Tatsachen entsprechen konnte, denn, so wird charmant gelästert, eine Alpenquerung sei damals zu Pferde unmöglich gewesen.
Weil man gerade am Ratschen ist: Stalin, ein gebürtiger Georgier, hatte angeblich schöne Gedichte geschrieben, bevor er in Sowjetrussland, nach dem Verlust seiner Frau, politisch groß wurde; und von Hitler weiß man ja, dass er sich an der Malerei versuchte, bevor er bei unseren nördlichen Nachbarn nach der Macht griff.
Der derart Wissende fragt sich, welche Qualitäten nun der Korse vor seiner Machtübernahme aufwies, verliert aber schnell den Gedanken, denn das weiß leuchtende Stiegenhaus fängt die Aufmerksamkeit ein ...
... bevor der Blick in der weiteren Ausstellung beim Bild "Caesar am Rubicon (1878)" von Wilhelm Trübner hängen bleibt.
Mit der Erkenntis über eine neue Redewendung geht es in der Eisler Ausstelllung ...
... unter anderem mit dem Gemälde "Die große Stiege (1968)" weiter.
Keine Flieger hier
In einem Raum hängt die bekannte Darstellung aus der Zeit des Staatsvertrages ...
... im anderen stehen Messerschmidts Charakterköpfe.
Im Saal mit Tuschmalereien, welche stilistisch an den Stift Altenburg erinnern, erfolgt der Abschluß des Besuchs im Rahmen eines Kunstwerks von Rona Pondick, "Monkeys (1998-2001)".
Daheim reflektiert man, Richard Strauss bis 01:47 folgend, heute, wie so oft, nicht weiter hinaus dem gezählten Sechsachteltakt verpflichtet, über Denkmäler und Kunstwerke hier und dort, in Stein gemeiseltes und in Messing vergossenes, etwas ratlos, aber doch, vermutend, dass etwas zu Erreichendes erreicht wäre.