An diesem relativ warmen Februarsamstag verschlägt es den Reisenden wieder einmal nach Krems, und nach einem kurzen Spaziergang durch die Altstadt wird entschieden, die Landesrabattkarte für einen Besuch in der Kunsthalle zu zücken und sich danach in der Landesgalerie umzuschauen.

Dem Besucher fällt sogleich ein Plakat ins Auge; "So much of Me Is You (Who Am I)" von Rob Frogoso, 2023. Generell findet man Haarbänder anscheinend nicht nur am Haupthaar ihrer Träger befestigt, sondern oft auch am Straßenboden liegend, und es hat den Anschein, als dass man deren Verlust nicht bemerken würde.

Ein Kandelaber aus Porzellan und Wachs von Julia Belova, "Chandelier with Lilac Snakes (2022)", weckt leichte Assoziationen an die Textzeilen aus dem Songtext "Der kloane Unterschied" von der österreichischen Musikgruppe Bluatschink:

Adam und Eva
lang ist's her, ganz lang
und es ist ganz g'wiss
dass die zwei im Paradies
mit der langa Stanga
Schlanga fanga ganga sei
dann war's vorbei
mit dem Leben so als Nackedei.

Einer vitalen Sünde ist ein monumentales Gemälde gewidmet, das "Gesamtkunstwerk Zorn" von Jonathan Meese, 2023.

Abschließend wird noch ein Bücherregal mit Literatur zu den Todsünden begutachtet, das einzelne Buch von Umberto Eco, "Der Name der Rose", fällt dem Betrachter ins Auge. Hier nimmt sich der Reisende vor, dem Labyrinth des Jorge Luis Borges in Venedig nach Möglichkeit einmal einen Besuch abzustatten. Schließlich ist der erblindete Borges der leibhaftige Prototyp des Jorge von Burgos, der im Rahmen der Handlung des gegenständlichen Romans das Buch des Aristoteles über das göttliche Lachen verspeist (und sich damit vergiftet).

Außerdem ist das Eco-Buch eher als Hochliteratur einzuordnen und passt daher nicht ganz zu den restlichen Sachbüchern und Trivialromanen.

Die Niederösterreichische Landesgalerie bietet weniger sündiges zum Betrachten an. Poetische Zeilen an den Wänden ...

... ergänzen Gemälde bekannter Künstler, hier "Der Abschied von den Eltern (1854)" von Ferdinand Georg Waldmüller.

Ein in den Augen des Betrachters wunderschönes Gemälde findet sich als "Pappelallee nach dem Gewitter" von Emil Jakob Schindler aus dem Jahr 1892.

Sitzgruppen aus verschiedenen Epochen werden als Antiquitäten des Josef Renz ausgestellt ...

... und "Der letzte Mensch (1917/1927)" von Anton Hanak wirft seinen Schatten an die Wand.

Man findet Schiele, und zwar, so scheint es, diesmal im Original. Die "Zerfallene Mühle (1916)" erinnert an Krumau ...

... und Egon Schieles "Sonnenblumen (1908)" ein wenig an Klimt.

Weniger ernst, dafür kritisch, der "Bürohengst (2004)" des Kollektivs Gelitin ...

... und eine an der Wand hängende, gedeckte, jedoch leergegessene, Tafel des Künstlers Daniel Spoerri ("Tableau-piège - Sevilla Serie Nr. 33, Akt mit Hund", 1991) verleitet zu einer Betrachtung von oben herab.

Bevor es zurück nach Wien geht, fällt der Blick auf ein Klavier, welches der Musik des Franz Schubert gewidmet ist ...

... und einer auf die Fassade gegenüber der Ausstellung im Erdgeschoss.

Schließlich ist die Haftanstalt auch nicht allzu weit entfernt.